Hochumstrittener Begriff, der wegen seiner fatalen Nebenwirkungen glücklicherweise immer mehr aus dem Hundetraining verschwindet. Zum einen kann Dominanz nur in einer bestimmten Situation unter bestimmten Individuen beobachtet werden. D.h. kein Lebewesen ist per se „dominant“. Zum anderen stammt der Begriff aus der Forschung mit in Gefangenschaft lebenden Wölfen, die sich anders verhalten, als freilebende Wölfe. Heute weiß man, dass es den allesbestimmenden Leitwolf und Rudelbestimmer nicht gibt und Wölfe wie wir in Familienverbänden leben. Außerdem werden Menschen von Hunden niemals für Ihresgleichen gehalten, der Ansatz, den “Rudelführer” körpersprachlich nachempfinden zu wollen, funktioniert also in der Realität einfach nicht.
Der Begriff Dominanz wurde über Jahrzehnte mißbraucht, um ohne die konkreten Ursachen und Verstärker von Verhalten zu kennen oder danach zu suchen, im Hundetraining mit aversiven Mitteln zu arbeiten und so genannte “Rangreduktionsmaßnahmen” durchzuführen, um als „dominant“ gelabelte Hunde in sämtlichen Situationen zu unterwerfen und zu dominieren. In der Folge wird die Bindung und Vertrauensbasis zwischen Mensch und Hund schwerwiegend gestört und im besten Falle wird der Hund sich einfach nur in sich zurückziehen, in den allermeisten Fällen folgen daraus Aggressions- oder Angstprobleme (die in vielen Fällen ebenfalls früher oder später zu Aggressionen führen). Der Ansatz ist also nicht nur nicht zielführend und wird kein Problem lösen, er kann auch äußerst gefährlich werden.